Der Zuchtstand der verschiedenen Farbenschläge
 
           
  Die Farbpalette umfasst inzwischen 19 verschiedene Farbenschläge. Zu den ehemals zwölf anerkannten Farben kamen im Laufe der Zeit durch Aufteilung in Tiger und Schecken und durch die Anerkennung der Blauen ohne Binden, der Rotfahlgehämmerten sowie der Schimmel in rotfahl und gelbfahl noch sieben dazu. Allerdings bargen die Blauen ohne Binden so große Probleme, dass es sie heute so gut wie gar nicht mehr gibt.
Von Anfang an kamen die Blaubindigen dem heute gewünschten Typ am nächsten: Möglichst kurz mit prima Rückenhöhe. Man sieht zwar hier und da noch mal ein reichlich langes Tier, aber das wird von dem versierten Preisrichter heute nicht mehr toleriert. Bei diesem Farbenschlag kann man sich getrost um Kriterien wie glattes Kehlgefieder und steilere Stirn kümmern. Da sie eng mit den Blauschimmeln verbunden sind, zeigen auch diese schon ein ähnliches Erscheinungsbild. Ebenso haben die Rotfahlen sehr von den Blauen profitiert. Erst Ende der 80er , Anfang der 90er Jahre fanden sie ihre Liebhaber und entwickelten sich in kurzer Zeit zu einem der beliebtesten Farbenschläge. Leider sind sie gerade jetzt wieder seltener geworden. Ihre Qualität ist aber nach wie vor sehr hoch. Erstaunlicherweise wurde erst in den letzten Jahren bei den Blaugehämmerten die bis dahin eher mangelnde Hals- und Kopfeleganz durch die Einkreuzung von Blauen verbessert. Die Erzüchtung der Rotfahlgehämmerten brachte uns große Tiere mit der entsprechenden Schulterhöhe, von der dann wieder die Farbenschläge profitierten, mit denen man sie problemlos verpaaren konnte.
Das sind Blaugehämmerte, Gelbgehämmerte, Blaue, Rotfahle und dann im nächsten Schritt weitere Farbenschläge.
Bis vor etwa zehn Jahren gab es mehrere Zuchten mit bildschönen, hervorragenden Schwarzen. Leider haben sie sich bis heute zu unseren Sorgenkindern entwickelt. Es fehlt an der Größe, auch wenn man berücksichtigt, dass eine schwarze Taube immer etwas kleiner wirkt. Auch die Kopfpunkte (vor allem der Augenrand und die Kopfrundung) und die typische runde Körperform machen uns Sorgen. Ich möchte an alle Züchter dieses Farbenschlags appellieren, zusammen zu arbeiten und auch mal das Risiko einer Verpaarung mit anderen Farben einzugehen!
Im stetigen Auf und Ab mit wenig wirklichen Fortschritten bewegen sich die Roten und Gelben. Sie sind nur schwer mit anderen Farben zu verbessern und stellen auch deshalb einen anderen Typ dar. Brustbreite und tiefe Stellung sind vorhanden. Köpfe, Schnabelfarbe und die kurze Form überzeugen nicht immer. Zum Glück findet man in einigen Zuchten immer mal wieder überdurchschnittliche Tiere. Insgesamt aber darf man sie nicht mit den führenden Farbschlägen gleich setzen. Eigentlich müssten die Züchter auch hier neben der laufenden Zucht noch ein wenig mit guten Typen anderer Farben experimentieren.
Die Gelbfahlen und ?gehämmerten gibt es nur selten, aber immer wieder fällt mal ein herausragendes Formentier, auch hier haben die Rotfahlgehämmerten guten Einfluss gehabt. Die Gelbfahlschimmel sind praktisch noch nicht vorhanden, auch wenn sie bereits anerkannt sind. Es wäre schön, wenn es dann einmal gelänge. In der Theorie sind sie problemlos zu züchten, aber die Theorie allein macht es nicht. Praktisch von null auf hundert sind die Rotfahlschimmel gestartet. Kein Wunder, wurden sie doch locker aus den besten Rotfahlen und Blauschimmeln gezogen.
Ein Schattendasein fristen nach wie vor die Getigerten in gelb, rot und schwarz ebenso wie die Gescheckten in den gleichen Farben. Es gibt nur ganz wenige Idealisten, die den Aufwand nicht scheuen. In rot sieht man sie z.Zt gar nicht, in gelb und schwarz gibt es jeweils ein oder zwei Zuchten. Man darf auch nicht verhehlen, dass es so gut wie keine echten Schecken gibt. Ein richtiger Scheck sollte sowohl im Schwanz als auch in den Schwingen farbige und weiße Federn zeigen. Wer sich einmal mit diesem Thema befasst hat, der weiß auch dass es sehr schwer bis kaum möglich ist, dieses zu erreichen ! Wie auch bei anderen großen Taubenrassen muss man sich zufrieden geben, wenn es mit der Farbverteilung nicht so ?hinhaut?, wenn das Tier die eine oder andere weiße Feder in Schwanz und/oder Schwingen zeigt. Das muss der Sonderrichter vor allem auf der Bundesschau hartnäckig vertreten und seine 96 Punkte verteidigen bzw. durchsetzen! Es wäre fatal, wenn wir nicht hinter dieser Einstellung ständen, denn dann gäbe es mit Sicherheit in drei Jahren keine Schecken mehr.
In ganz hoher Qualität werden seit Jahren die Weißen gezüchtet. Sie hatten früher immer den Nachteil, dass ihre feste Feder die Unterlinie nicht so kaschierte wie andere Farbenschläge, die etwas mehr Daunenanteil hatten. Ihnen kommt jetzt die Forderung nach einer tiefen Rundung mit anliegender Feder entgegen. Leider sind in den letzten Jahren einige ganz herausragende Zuchten aufgegeben worden, wodurch die Stellung als zweitstärkster Farbenschlag erheblich zurück gegangen ist. Zur Zeit werden von L. Erndl / Arbing ganz herausragende kurze Typen mit hoher Rückenlinie und fester Feder gezeigt.