Europaschau der Mondaintauben in Schopfloch

   
 


Zwei Jahre lang hatten die Verantwortlichen des SV der Mondaintaubenzüchter Deutschlands mit den entsprechenden Personen in Frankreich, Ungarn, Österreich, der Schweiz, Italien und Dänemark korrespondiert, um nach 2004 zum zweiten Mal eine Europaschau für unsere Tauben auf die Beine zu stellen. Mails, Telefongespräche und Briefe gingen hin und her, Übersetzer wurden eingeschaltet und auch Wörterbücher studiert.
Der Austragungsort Schopfloch stand schon frühzeitig fest. Hier haben wir uns immer sehr wohl gefühlt, das Team um Jürgen und Thomas Reuter ist ja überhaupt nicht zu erschüttern, alles was uns schwierig erschien war für die Gastgeber kein Grund, die Augenbrauen hochzuziehen oder die Stirn in Falten zu legen.
Die bestens geeignete Wörnitzgrundhalle bot wieder einmal einen prima Rahmen für ein Treffen engagierter Züchter aus mehreren Ländern, unter denen in den letzten zehn Jahren Bekanntschaften, ja sogar Freundschaften entstanden sind. Auf diese Weise sind aus Frankreich, dem Mutterland unserer Taubenrasse, eine Anzahl von Tieren in viele Gegenden Europas gelangt, übrigens ging es schon manches Mal in der anderen Richtung. Inzwischen gibt es in diversen Ländern herausragende Vertreter unserer schönen Tauben. Auf diese Weise wird der Mondain („Weltbürger“) seinem Namen immer mehr gerecht. In diesem Jahr waren sogar Tiere aus der Slowakei vertreten, was uns natürlich sehr erfreute. Die Ansprüche, das Erscheinungsbild unserer Tauben noch mehr zu vereinheitlichen, sind eines unserer Ziele, welche wir mit diesen Treffen verfolgen. Spannend ist es aber auch immer wieder, auf diese Weise neue Bekanntschaften zu schließen und miteinander Spaß zu haben, Vorurteile abzubauen und möglichst über andere Mentalitäten und Länder zu erfahren. So manches Mal wurde mit Händen und Füßen gefachsimpelt, verzweifelt suchte man auch immer wieder einen Dolmetscher, diese Spezies war das ganze Wochenende über sehr gefragt.
Fast 600 Mondain waren zwar nicht die Anzahl, welche wir uns insgeheim erhofft hatten, aber nach den Erfahrungen der letzten Jahre konnten wir damit ganz gut leben. Rund 150 Tiere waren aus Frankreich gekommen. Es war schade, dass sehr zeitnah eine Schau in Chambery stattfand, hier stellen tradionell sehr viele französische Mondainzüchter aus.
Leider waren die verpflichteten Sonderrichter aus Frankreich kurzfristig umständehalber ausgefallen. Die verbliebenen Preisrichter aus Ungarn, Dänemark, Österreich und Deutschland hatten sich im Vorfeld genau über die Bewertung abgesprochen. Da wir uns schon seit einigen Jahren ebenso wie die Ungarn intensiv an der Bewertung in Frankreich orientieren, gab es dabei keine unterschiedlichen Ansichten. Wie es auf allen Schauen zu beobachten ist, ging der eine PR etwas strenger mit den Merkmalen um, ein anderer etwas großzügiger.
Gespannt waren wir vor allen Dingen, ob sich in der Qualität der Tiere in Größe und Form deutliche Unterschiede ergeben würden. Diese Frage konnte man schon beim Einsetzen beantworten: Der Mondain ist ein echter Europäer! Noch vor rund 15 Jahren schienen uns die französischen Mondain doch größer und vor allem länger als unsere zu sein, besonders hatten wir damals die Kopfform beanstandet, groß mit flachen Stirnen! Das ist alles längst überholt. Im Nachbarland achtet man strikt auf kurze Form mit guter Körperhöhe sowie auf kleine Köpfe mit deutlichem Stirnwinkel.
Um die Schau finanziell attraktiver zu gestalten, hatten wir mit den beteiligten Clubs einen Betrag von 4.- € für das Standgeld abgemacht, wobei es keine E- und Z-Preise geben sollte. Mit Bändern, Tellern und zusätzlich gestifteten Preisen wurden dann die Spitzentiere bedacht. Nach den Vorgaben der EE wurden von einer Jury die Europa-Champions bestimmt. Im Prinzip also genau wie es mehrere europäische Länder handhaben. Es war nicht leicht, einigen Züchtern im Vorfeld klar zu machen, dass es auf diese Weise finanziell günstiger ist, auch wenn man zu seinem sg- oder hv–Tier später kein Z oder E bekommt. Letztlich konnte sich jeder Aussteller über einen Mondainteller freuen, der ihnen vom SV Mondain als Gastgeschenk überreicht wurde.
Der GZV Schopfloch hatte am Samstagabend zum Züchterball mit Tanz und Unterhaltung geladen. Hier konnten sich die Vertreter der teilnehmendenLänder noch einmal mit launigen Beiträgen und Gastgeschenken präsentieren. Zwischendurch gab es immer wieder Teile der Siegerehrungen und Preisvergabe. Erstaunlich war auch, dass die Unterhaltung mit Fortschreiten des Abends offensichtlich immer besser klappte, auch in dem Fall, dass man kein einziges Wort verstand…
Neben all dem erfreulichen Miteinander gab es in diesen Tagen selbstverständlich auch viele schöne Mondain zu bewundern. Wie oben schon erwähnt, konnte man feststellen, dass der Qualitätsstand bei allen teilnehmenden Ländern sehr hoch und erfreulich ausgeglichen ist. Sicher gibt es auf den großen Schauen in Limoges oder Chambery, aber auch in Ungarn, Tiere in hoher Durchschnittsqualität in einer riesigen Menge, von der wir hier bei uns nur träumen können. Die in Schopfloch gezeigten Spitzentiere waren in jeder Beziehung überzeugend!
Bei den weißen Mondain aus vier verschiedenen Ländern sah man viele in Form und Haltung überzeugende Tiere. Ein sich zur Kehlung hin gut verjüngender Hals mit kleinem, gleichmäßig gerundetem Kopf war dazu nötig, um in die höheren Ränge zu kommen. Unterschiede machten sich mehrfach im Gefieder bemerkbar. Gefordert ist ein glatt anliegendes Gefieder, dort gab es je nach Ausprägung Abstriche. A. Westermayer stellte bei den Täubern und Täubinnen (beide 97 Pkte) jeweils das Championtier, wobei der 1,0 dem Ideal ganz nahe war. Weitere herausragende Tiere zeigten L. Erndl (97 u. 96 Pkte), K.D. Opitz, J. Beaujean, Westermayer und B. Regin (alle 96 Pkte).
Dass man allgemein bei den Schwarzen etwas auf der Stelle tritt, zeigten die nur 28 Vertreter, wobei nur 6 Tiere aus dem Ausland kamen. Der Altmeister E. Weiershäuser lag bei den Täubern (Champion) und Täubinnen mit je 97 P. vorn. Für ihn gab es noch dreimal 96 Pkte. Immer noch überzeugen die Schwarzen allgemein nicht in der Größe. Abstufungen gab es mehrfach in der Augenrandfarbe, hier gilt je dunkler desto besser. Auch die Kopfform sollte man noch mehr beachten, der Hinterkopf sollte z.T. noch eleganter in den Hals übergehen. Einige verfügten zwar über gute Körperform und Haltung, konnten aber in der Lackfarbe nicht überzeugen.
Die Roten haben wir in den letzten Jahren in der Spitze schon besser gesehen. Bei vielen Tieren gab es Wünsche oder auch Mängel in der Schnabelfarbe, die ja möglichst hell sein soll. An hellhornfarbenen Schnäbeln ist nichts auszusetzen, etwas dunkler Anflug wird toleriert, aber schwarze Flecken genügen nicht den Ansprüchen! Das beste Tier zeigte J. Beaujean, eine herausragende Täubin mit 97 Pkt., sie wurde wie der Täuber von H. Kulp (96 Pkt.) zum Champion gekürt. Zwei weitere herausragende Vertreter zeigte H. Butz mit jeweils 96 Pkt.
Die Gelben, die in den letzten Jahren in der Form und Größe enorme Fortschritte gemacht haben, zeigen leider häufig noch eine etwas raue Feder, was sich bei unterschiedlichem Hallenklima mehr oder weniger stark vor allem im Hals zeigt. Auch zeigt sich die gelbe Farbe mal goldgelb, mal strohgelb und manchmal ins rotbraune getönt. Wie auch die Roten verfügt ein Großteil der Gelben noch nicht über den gewünschten kleinen Kopf. Die herausragenden Tauben in Größe, Haltung und Kopfpunkten zeigten G. Erndl (1,0) und Dr. J. Rüdiger (0,1), beide errangen mit 97 Pkt. den Championtitel, wobei die Täubin ein feines, glattes Gefieder zeigte.
Die in Menge und Qualität überzeugendste Kollektion konnte man bei den Blauen mit schwarzen Binden bewundern. Jeweils zweimal 97 Pkt. Gab es bei den Weibchen (M. Fatke, K.H. Will) und den Täubern (D. Benz, K.H.Will), wobei die Championate an D. Benz und M. Fatke gingen. Bei der großen Menge von Klassetieren wurde neben den Rassemerkmalen Form, Stand, Kopfpunkte, Halseleganz und Federfestigkeit besonders auf die Präsentation Wert gelegt. Ein Tier, das sich bei Ansprache durch den Preisrichter nicht freiwillig von der besten Seite zeigt, muss diesbezüglich kritisiert werden. Weitere hohe Bewertungen erreichten P. Borgais (2x), J. Beaujean, A. Höckmeier, Chr. Winter (2x), H. Volgmann, M. Fatke (5x), K. H. Will (3x), D. Benz (3x), H. Boekholt (3x) und M. Dobis.
Eine in der Form und den Kopfpunkten sehr homogene Kollektion zeigten die Blaugehämmerten. Es gab kaum Versager, die Wünsche bezogen sich auf Hämmerung, Schwanzfederlage und Flügelhaltung. Bei einigen wurde die Stirnpartie besser betont gefordert. Lange Schwanzpartie wurde bestraft. Sehr fein die beiden Championtiere von G. Monnot (1,0/96 Pkt.) und R. Schmidt (0,1/97 Pkt.), denen besonders eine 0,1 von A. Breyer (96 Pkt.) nicht nachstand. Breyer erreichte weitere vier 96 P. Bewertungen. Weitere hv-Tiere zeigten T. Peche und R. Schmidt.
Weiterhin in der Gunst der Züchter halten sich die Rotfahlen, auch hier waren die hohen Bewertungen auf mehrere Züchter verteilt. Bei den Täubern lagen G. Monnot und L. Stüber (Champion) mit jeweils 97 Pkt. vorn, bei den Weibchen holte sich A. Westermayer mit 97 Pkt. seinen dritten Championtitel. Eine weitere 97 Pkt. Bewertung erreichte L. Stüber mit einer Alttäubin. 96 Pkt. gingen an M. Dobis, L. Stüber, W. Becker (3x), J. Beaujean, T. Peche und Ib Nielsen. Farblich war diese Kollektion nicht ganz ausgeglichen, einige sehr helle Vertreter wechselten sich ab mit sehr dunklen, die fast schon in braun übergehende Hälse zeigten. Diese wurden nicht gestraft, aber diesbezüglich mit Wünschen versehen. Weitere Kritiken bezogen sich auf die Augenfarbe, Schwanzgeschlossenheit und Schwingenlage. Wenn der Stirnwinkel zu stumpf war, gab es Abzüge. Bei mehreren gab es Wünsche hinsichtlich der Kopfrundung.
Von den Gelbfahlen gibt es auf Europa bezogen nur sehr wenige. Sie fristen seit einiger Zeit ein Mauerblümchendasein, allerdings überraschten sie im letzten Jahr in Hannover und auf der HSS mit feinen Exemplaren. Daran gemessen waren sie diesmal nicht ganz so überzeugend, Versager gab es unter den elf ausgestellten aber keine. Ein junger Täuber von G. Erndl bekam 96 Pkt. und eine Täubin vom selben Züchter wurde Champion mit 97 Pkt. Die Wünsche bei den Übrigen deckten sich mit denen bei den Rotfahlen.
Bei den Rotfahlgehämmerten standen durchweg große und kräftige Typen. Vielen hätte etwas mehr Halseleganz gut getan. In der Körperform und Haltung waren sie sehr ansprechend. Wünsche bezogen sich auf die erwähnte Halseleganz, die Hämmerung und die Schwanzbreite. Eine mächtige Täubin von G. Monnot mit kleinem Wunsch in der Augenfarbe bekam 96 Pkt. Das Spitzentier, eine Alttäubin von J. Kühner wurde Champion mit 97 Pkt. Bis auf eine Ausnahme bekamen die anderen Bewertungsnoten im sg-Bereich.
Ebenso wie die Gelbfahlen sind auch die Gelbfahlgehämmerten sehr selten, in der Qualität müssten sie in nächster Zeit noch zulegen. Die Farbe und Hämmerung passt schon ganz gut, in Größe und Form sollten sie noch verbessert werden. Auffällig war, dass bei mehreren die Augenfarbe nicht gefiel, bei einer war sogar ein Grünstich zu erkennen. Leider gibt es bei diesem Farbenschlag zu wenig Züchter, die sich gegenseitig unter die Arme greifen könnten.
Noch seltener sind die Gescheckten in schwarz, rot und gelb. Die je zwei in rot und gelb kamen von weit her, sie waren in der Farbe nicht eindeutig und insgesamt etwas grob. In schwarz zeigte eine der beiden Täubinnen feine Form und Kopfpunkte, ließ aber farblich Wünsche offen. Nach wie vor recht beliebt ist der Farbenschlag blauschimmel. Zwölf Züchter hatten ihre Tiere in den Wettbewerb geschickt. Durch die starke Nähe zu den Blauen sieht man in dieser Farbe viele Tiere, die Größe und Eleganz gut miteinander kombinieren. Auch das Farbbild trägt seinen Teil zur Attraktivität bei. In einer qualitativ sehr guten Kollektion mit vielen hohen sg Bewertungen setzten sich die Täuber von D. Benz (97 Pkt.) und H. Boekholt ( 97 / Champion) durch. Letzterer war auch bei den Täubinnen mit 97 Pkt.(Champion) erfolgreich. 96 Pkt. erreichten A. Höckmeier, J. Beaujean, M. Fatke, P. Borgais, W. Kröhl und H. Boekholt (3x).
Hochklassig waren auch die sieben Rotfahlschimmel. Mit ihren feinen Formen und kleinen Köpfen sowie dem ansprechenden Farbbild setzten sie am Schluss der Schau noch einmal ein kleines, aber feines Ausrufezeichen. Ib Nielsens Täubin erreichte 96 Pkt, der ebenbürtige Jungtäuber von H. Renkel war leider zeitweise etwas unruhig.
In der AOC Klasse standen Tiere in indigo - da fehlte es am Typ, in dominant rot - hier gab es eine gute Form, aber mit der Farbe war es nicht eindeutig und von zwei Tieren in opal konnte eine Täubin überzeugen (96 Pkt. für Tierry Peche).

Harm Boekholt